SV Marienstein unterstützt Kinderhilfsprojekt in Bosnien

Seit Jahren unterstützen zahlreiche Mitglieder des SV Marienstein ein Kinderhilfsprojekt in Bosnien. Vor wenigen Tagen fiel diesen nun einem Brand zum Opfer. Gott sei Dank wurde niemand verletzt, aber dennoch entstand ein gehöriger Sachschaden.

Es wird nun darum gebeten, dieses Projekt wiederaufzubauen und dazu muß weitere finanzielle Unterstützung folgen: Kontonummer 20 11 04 41 bei der Sparkasse Eichstätt. (BLZ 721 513 40).
Bei Fragen kam man sich gerne an Alex Sturm ( 08421 2400 ) wenden oder auch unter www.schutzengel-gesucht.de informieren.

Anbei der offizielle Bericht der Brandkatastrophe:


Brand in „Centar Duga“

Alle Kinder unversehrt gerettet – Hoher Sachschaden


Brandkatastrophe in „Centar Duga“. Am späten Sonntagabend brach im Kinderheim „Haus Regenbogen“ des Vereins „Schutzengel gesucht“ in Kulen Vakuf (Bosnien-Herzegowina) ein Feuer im Dachgeschoß des Hauses aus, das bisher über 130 Kindern mit der Unterstützung aus Deutschland eine vorläufige Bleibe war. Alle Kinder (19) wurden dank der Hilfe junger Leute aus dem Dorf gerettet. Ein Großteil der Einrichtung ist aber zerstört. Der Sachschaden beträgt rund 200 000 Euro. Alex Sturm, Ortsbeauftragter der „Schutzengel“ in Eichtätt ist entsetzt: „Wie soll es jetzt weitergehen?“

KULEN VAKUF – Günter Prantl, Vorsitzender des Vereins „Schutzengel gesucht“ aus Mörsdorf/Freystadt, Arno Heider (Schwabach), Redakteur bei den Nürnberger Nachrichten und Gründungsvater des Vereins sowie Heimleiter Admir Ljescanin standen gerade gemütlich in einem Kino in Bihac zusammen, um auf Einladung des Bürgermeisters den 747. Geburtstag der Stadt zu feiern. Am Tag danach sollte Prantl zum Ehrenbürger der Hauptstadt im Kanton Una-Sana ernannt werden.

Die Nachricht kam gegen 20.30 Uhr: „Centar Duga“ steht in Flammen, kommt bitte schnell, die Nacht leuchtet.“ Admir rast mit Prantl und Heider gen Kulen Vakuf. So schnell war er noch nie, wie in an diesem Abend. Dort angekommen fand er ein Dorf in Aufruhr und beim Helfen.

Das Feuer muss gegen 20.20 Uhr ausgebrochen sein. Ela Vajzovic (17), die Tochter der pädagogischen Heimleiterin, die mit ihren Eltern in „Centar Duga“ wohnt, rennt durch das Dorf und schreit immer wieder: „Pomoc, Pomoc. Gori u djeci Domu. Pomoc.“ („Hilfe, Hilfe. Es brennt im Kinderheim. Hilfe.“ Jasna Vajsovic schlägt im Nachbarhaus Alarm. Die Hausfrau sagt am nächsten Tag, dass Jasnas Gesichtsfarbe zwischen grün und blau gewechselt habe: Zittern am ganzen Körper.

Die Jugend des 800 Einwohner zählenden Dorfes ist um diese Zeit noch auf der Straße. Man geht spazieren, da niemand Geld hat, um in die Disco ins 40 Kilometer entfernte Bihac zu fahren. Und die jungen Leute rennen zum Kinderheim. Reißen die Kinder aus den Betten, bringen sie in Sicherheit.

Die örtliche Feuerwehr ist schnell mit 20 Mann vor Ort, obwohl es kein Alarmsystem gibt. Hausmeister Muhamed Vojic, von Jasna alarmiert, versucht vorher mit dem Feuerwehrschlauch aus dem Haus und elf Feuerlöschern den Brand unter Kontrolle zu bringen. Vergebens. Die Flammen schlagen bis zu zehn Meter aus dem Dach, berichtete ein Augenzeuge. Muhamed hat keine Chance. Fenster platzen, der Rauch wird immer dichter.

Die örtliche Feuerwehr löscht aus allen Rohren. Es gibt keinen Atemschutz, aber die Helfer gehen unter das Dach. Und wagemutige junge Männer beginnen zu retten, was zu retten ist. Windelpakete werden über das Dach hinaus geworfen, die Windeln, die Arno Heider und Willi Hahn aus Burgsalach (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) noch im September aus Deutschland nach Kulen Vakuf gefahren haben. Säcke mit Plüschtieren und Kleidung landen in der durch Löschwasser aufgeweichten Wiese. Und die Helfer aus dem Dorf bilden eine Menschenkette, reichen Windeln und Hygieneartikel, die im Magazin auf dem Dach gelagert waren, von Hand zu Hand. Der Hausmeister der gegenüber liegenden Schule hatte die Tür aufgesperrt, um das Material, von dem vieles dennoch weggeworfen werden muss, zu lagern.

Jasna ruft immer wieder in die Runde, wo Helfer gebraucht werden. Und die Leute aus dem Dorf bleiben bis in der Nacht um 3 Uhr. Bis wirklich alles gemacht ist, was in dieser Nacht zu tun möglich war. Die Menschen haben danach zerrissene Hosen, verkohlte Hemden und blutige Hände vom Dach abdecken. Einen Notarzt, der in Deutschland obligatorisch zu einem Brand beordert wird, gibt es in Bosnien nicht. Aber der Doktor aus dem Ort, ein gebürtiger Sudanese, kümmert sich um die Menschen. Er ist auch am nächsten Morgen um 7 Uhr bei den Kindern. Er erkundigt sich, ob es Hustenanfälle gab (Rauchvergiftung) oder andere Besonderheiten festzustellen sind. Eine nette Geste.

Zehn Jahre Arbeit sind zerstört. Die Frauen, die in „Centar Duga“ arbeiten, haben Angst: Wie wird es weitergehen? „Wir bauen wieder auf“, versicherten Günter Prantl und Arno Heider am Dienstag den weinenden Betreuerinnen, die sich durch die Nächte und auch tagsüber ganz rührend um ihre Schützlinge gekümmert haben. Herausgerissen aus der gewohnten Umgebung brauchen die Kleinen jetzt noch mehr Zuwendung. Es wird keine Frage gestellt, ob der Dauereinsatz bezahlt wird. Die 14 Frauen sind da. Jasna, die Heimleiterin, hatte Gänsehaut, als Prantl und Heider ihr „Gottes Hilfe“ bei all den Problemen der Zukunft gewünscht haben.

Mittlerweile steht fest, dass die „Duga“-Familie in einem leer stehenden Haus in Kulen Vakuf eine vorläufige Bleibe finden wird. Ein Fußboden muss noch gelegt und ein paar Rigipsplatten eingebaut werden. Das soll diese Woche erledigt sein. 250 Euro Miete kostet das Haus im Monat.

Der Bürgermeister aus Bihac versicherte, einen Architekten zu beauftragen und zu bezahlen, der neue Pläne macht. Das Kinderheim soll umgestaltet werden, um die Arbeitsabläufe zu verbessern.

„Schutzengel gesucht“ hofft angesichts der Katastrophe, dass sich Menschen an das Projekt erinnern, das sie vielleicht vor Jahren gefördert haben. Jetzt brauchen die Kinder in Kulen Vakuf wieder Unterstützung. „Helfen Sie uns“, sagt Alex Sturm: „Werden Sie wieder ein Schutzengel.“

Dominik Herrmann
Verfasser:
Dominik Herrmann
Datum:
Montag, 19. März 2007 um 13:24
Kategorien:
Sonstiges, Verein