Eichstätt, Ehrwald – In fünfzehn Stunden erreichte Georg Hertle vom SV Marienstein mit seinem Rennrad und anschließend in Speedcross Schuhen das Gipfelplateau auf der Zugspitze. Nach 240 Kilometern und knapp 4000 Höhenmetern hatte er seine persönliche Zugspitz-Challenge erfolgreich geschafft.
Während sich viele seiner Vereinskammeraden den Ingolstädter Triathlon als Saisonhöhepunkt gewählt hatten, plante der fünfundzwanzigjährige Eichstätter Hertle ein Finale nur gegen die Uhr und den inneren Schweinehund. Nach dem „Stoneman dolomiti“ 2019 (4000 Höhenmeter, 120 Kilometer, Mountainbike) und „Everesting“ 2020 in Ehrwald (9000 hm, 17 Stunden, Rennrad), suchte er dieses Jahr einen neuen Ausdauer-Ultra. Inspiriert durch eine Challenge „München-Zugspitze“ und seine Liebe zum Zugspitzgebiet fiel die Entscheidung kurzfristig nach dem letzten Wetterumschwung, obwohl am Gipfel noch etwas Schnee von Anfang September lag. Die Radstrecke von Kipfenberg zur Talstation „Ehrwalder Alm“ in Österreich hatte er bereits Anfang Juni getestet. Und der Weg von dort zur Zugspitze über den Grenzübergang „Gatterl“ (2024 m), zurück nach Bayern war ihm bekannt. Hatte er doch 2020 mit zwei Gleichgesinnten Mountainbikes bis zum Zugspitzplatt mehr getragen wie gefahren, um anschließend über das Reintal nach Garmisch „downhill“ zu fahren.
Letzte Woche bei bester Wetterprognose ging es dann fünf Uhr morgens mit dem Rennrad oberhalb Kipfenberg genau am geographischen Mittelpunkt Bayerns los. Die 225 Kilometer lange Strecke führte über Ingolstadt, Schrobenhausen, Odelzhausen zum Ammersee, dann über Weilheim und Murnau nach Garmisch, um die Zugspitze herum auf die Ehrwalder Anhöhe in Österreich und noch auf geteerter Straße bis auf 1100 Meter zur Talstation der Almbahn. Bis dahin brauchte er inklusive Pausen 8:45 Stunden, war knapp acht Stunden im Sattel mit einem Schnitt von 28,5 km/h. „Da ich nach der Testfahrt mit einem 31er-Schnitt, völlig am Ende war, habe ich diesmal rausgenommen, um Kraft für den Aufstieg zu sparen!“ Und das ging zunächst auch auf. Die ersten 1000 Höhenmeter über 6,8 Kilometer zur Scharte „Am Brand“ (2116 m) bewältigte er in nur 1:28 Stunden. Von dort rüber zum „Gatterl“ (KM8) in nur fünfzehn Minuten, galt es den dort von der Freundin hinterlegten Proviant und Kleidung für den zweiten Teil aufzunehmen und sich zu stärken. Erste Krämpfe wurden nach salziger Brühe wieder weniger und bereits nach 2:20 Stunden erreichte er die Knorr Hütte (KM10,3/2050m). Noch mal Pause, ein halber Teller Nudelsuppe und dann der Gipfelsturm. Jetzt wurde es schwerer und einsam. Bis zum steilen Geröllfeld unter dem Schneeferner Haus (KM13,7/2580m) ging es bei moderater Steigung noch relativ flott weiter (3:30 Stunden). „Aber die letzten gut 300 Höhenmeter waren reine Kopfsache, erforderten volle Konzentration und nun zwangen mich Krämpfe immer wieder zu Pausen.“ Er schaffte schließlich das Geröllfeld mit bis zu fünfzig Prozent Steigung und den finalen leichten Klettersteig zum Gipfelplateau (2890) nach einer weiteren Stunde kurz nach Sonnenuntergang. Nach 14:55 Stunden „Zugspitzchallenge“ erstieg Hertle die letzten Stufen zur Plattform. Sein Resümee: „Das war noch eine Nummer härter wie das Everesting“